Zahlreiche Vereine waren am vergangenen Sonntag der Einladung des KSK-Jubiläumsvereins nach Garching gefolgt. Zu den Feierlichkeiten fanden sich die drei Patenvereine der Krieger- und Soldatenkameradschaften aus Wald, Mauerberg und Unterneukirchen ein, außerdem stattliche KSK-Abordnungen aus Feichten, Halsbach, Kirchweidach und Tyrlaching. Auch der Trachtenverein "d’Unterberger" aus Wald, die Feuerwehren aus Garching und Wald, die Mörntaler Falkenschützen Mauerberg, die Eintrachtschützen Wald, der TuS Alztal, der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt, der VdK und die "Garchinger Frauen" waren teilweise mit Fahnen beim Jubiläumsfest vertreten.
Ein bunter Festzug, angeführt von Festleiter Toni Anwander und dem Jubiläumsverein sowie begleitet von den Musikkapellen "Thalhauser Blasmusik" und "Alztaler", bewegte sich am frühen Vormittag von der Ludwig-Füssl-Straße durch die Nikolaus- und Irmengardstraße hin zur Lorenzstraße und von dort in den Pfarrgarten von St. Nikolaus. Unter den Gästen waren auch Landrat Erwin Schneider, Bürgermeister Maik Krieger, Zweiter Bürgermeister Klaus Kamhuber, mehrere Gemeinderäte sowie der 94-jährige Hans Sterling aus Wald, einer der noch wenigen Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges.
"Ein herzliches Grüß Gott im Paradiesgarten" richtete Pfarrer Hans Speckbacher an die große Festgemeinde, die unter den schattenspendenden Bäumen des Pfarrgartens im Spalier der zahlreichen Vereinsfahnen Platz genommen hatte. Er bediente sich in seiner Festpredigt einer Geschichte des russischen Schriftstellers Samuil Marschek, in der es um das Spiel von Krieg und Frieden ging und die Frage aufwarf, wie "Frieden" gespielt wird. In der Realität, so Pfarrer Speckbacher, herrsche von Klein auf ein Kampf um seine Rechte und später im Erwachsenenleben die häufige Angst, zu kurz zu kommen. Auch die pure Lust auf Macht würde immer wieder Konflikte und auch Kriege entfesseln wie auch die jüngste Vergangenheit lehre.
Pfarrer Speckbacher ging auch auf die geplante Aufrüstung der Bundeswehr ein und zitierte ein Sprichwort der Alten Römer: "Wenn Du Frieden willst, dann bereite den Krieg vor." Er maß diesen Worten einen gewissen Wahrheitsgehalt zu, jedoch verbunden mit Unbehagen. Der Geistliche hob die Bedeutung der Pflege der Erinnerungskultur und der Kameradschaft und damit das Weitertragen des Friedensgedankens hervor. Er wies der Krieger- und Soldatenkameradschaft eine wichtige Rolle in der Gesellschaft zu und dankte den Verantwortlichen für ihre Arbeit. Er segnete das neue Fahnenband, das später von Fahnenbraut Maria Benirschke, begleitet von einem Festgedicht in Mundart, an der Vereinsfahne angebracht wurde.
Landrat Erwin Schneider würdigte das Jubiläum als eine großartige Veranstaltung und zeigte sich begeistert von Ablauf und Organisation. Die Krieger- und Soldatenkameradschaften seien aus einer Katastrophe heraus und nicht als Freizeitvertreib entstanden. Er schilderte seine nachhaltigen Eindrücke nach einem Besuch von Kriegsgräbern, die vom Tod zahlloser jungen Männer und oft sogar vom Sterben ganzer Familien künden.
Der Krieg, der sich seit Ende Februar mitten in Europa abspiele und damit räumlich sehr nahe liege, sei eine neue reale Gefahr, wie sie bisher von der jetzigen Generation noch nicht erlebt wurde. Im Landkreis Altötting hielten sich inzwischen 1290 Kriegsflüchtlinge auf, vor allem Frauen mit Kindern und Großmüttern. Landrat Schneider sah in der Sicherheitspolitik ein wichtiges Thema der Zukunft. Er bedauerte, dass es wahrscheinlich nie umfassenden Frieden auf dieser Welt geben werde, dennoch seien Signale für den Frieden, wie sie auch von der Jubiläumsfeier ausgingen, für die Zukunft wichtig. Er bedankte sich beim Vereinsvorsitzenden Hans-Jürgen Knob, der auch als KSK-Kreisvorsitzender tätig ist, für seine Arbeit und überreiche dem Verein zum Jubiläum eine Geldspende.
"Wer wissen will, wohin er geht, der muss wissen, woher er kommt", sagte Bürgermeister Maik Krieger und nahm damit die langjährige Tradition der Krieger- und Soldatenkameradschaft und deren ursprünglichen Ziele ins Visier. Er schilderte den Jubiläumsverein als einen lebendigen Faktor im örtlichen Gemeinschaftsleben und als festen Bestandteil des Vereinslebens, der sich aktiv an diversen Veranstaltungen beteiligt. Krieger bedauerte, dass im Verein über Nachwuchsprobleme diskutiert werden muss. Doch am Tag des Jubiläums solle nicht über Probleme gesprochen, sondern gefeiert werden, so Krieger. Er dankte für das Engagement und wünschte dem Fest einen guten Verlauf.
Orts- und Kreisvorsitzender Hans-Jürgen Knob sprach von den tragenden Säulen der Krieger- und Soldatenkameradschaften: der Tradition von würdigen Begräbnissen und der Rolle als Mahner für den Frieden. Gerade der Frieden sei in den letzten Jahrzehnten oft als unwichtig abgetan worden. Doch das Vorgehen Wladimir Putins habe schlagartig bewusst gemacht, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit sei. Knob erinnerte an die Zeit, als noch Wehrpflicht herrschte und die "Bürger in Uniform" in der Öffentlichkeit präsent waren. Doch während der vergangenen Jahrzehnte habe sich die Situation geändert und die Bundeswehr sei "kaputtgespart" worden. "Der Militärdienst muss wieder eine normale Dienstleistung werden" forderte Knob und erinnerte daran, dass die Wehrpflicht früher oft auch einen wichtigen Schritt ins Erwachsenenleben darstellte.
Hans-Jürgen Knob zeichnete anschließend verdiente KSK-Mitglieder mit dem Kreisehrenkreuz aus. Das Kreisehrenkreuz in Bronze erhielten Siegfried Seifert, Johannes Huber und Anton Sextl, in Silber Joachim Schuder und in Gold Johannes Tischler, Johann Wastlhuber sowie Dietmar Kreilinger. Den passenden Übergang vom Festakt zum geselligen Teil schuf Festleiter Toni Anwander und wünschte den Gästen einen angenehmen Aufenthalt im "Pfarrbiergarten". − an